Beim großen Sommerfest der Fuchsfamilie führt Frau Oberfuchs den kleinen Finn in die gemütliche Fuchshöhle. „Hier warten Lino und Lila auf dich, zwei Fuchskinder, die genauso alt sind wie du“, erklärt sie ihm lächelnd. „Bestimmt werdet ihr gute Freunde!“ „Oh ja!“, ruft Finn begeistert. Doch plötzlich bleibt ihm das Lächeln im Gesicht stehen. Die beiden Fuchskinder stehen Rücken an Rücken und schauen finster drein. Finn fühlt sich sofort unwohl. Ihr Fell ist schwarz und weiß! Wie merkwürdig, denkt Finn. Füchse sind doch eigentlich rot. Mit denen will ich nichts zu tun haben!
Finn verschränkt die Arme und setzt eine grimmige Miene auf. Er hat keine Lust, mit diesen fremdartigen Füchsen zu spielen. „Es würde mich nicht wundern, wenn hier bald noch blaue, grüne oder gelbe Füchse auftauchen“, murmelt er beleidigt. So sitzen die drei kleinen Füchse in der Höhle und schmollen vor sich hin. Freundliche Gedanken hegen sie sicher nicht füreinander. Nach einer Weile tritt der Oberfuchs ein. „Hallo zusammen“, sagt er fröhlich, als wäre alles in bester Ordnung. „Wie wäre es, wenn ihr im Wald ein paar Beeren für unser Festmahl sammelt? Einverstanden?“ Beeren sammeln? Das klingt nicht gerade spannend. Doch dem Oberfuchs widerspricht man nicht, also murmelt Finn: „Ei-einverstanden.“ Lino, der weiße Fuchs, brummt: „Ja, ja“ und streckt die Zunge heraus. Lila, der schwarze Fuchs, knurrt: „Brrr!“
Widerwillig trotten die drei los in den Wald. Finn wendet sich nach links zu den Brombeersträuchern, Lila schlägt den Weg zur Erdbeerwiese ein, und Lino marschiert geradewegs zu den Blaubeerbüschen. Jeder von ihnen möchte der fleißigste Beerenpflücker sein, also sammeln sie, was das Zeug hält. Doch dabei verlieren sie völlig den Überblick und merken nicht, wie weit sie sich von der Höhle entfernen. Plötzlich stehen sie allein mitten im dichten Wald und bekommen Angst. Finn bleibt vor Schreck im dornigen Gebüsch hängen. Panisch reißt er sich los und läuft kopflos in den Wald hinein – den Beerenkorb lässt er zurück. Nur die vielen grünen Brombeerdornen, die sich in seinem roten Fell verfangen haben, nimmt er mit.
Lila springt auf und ab zwischen den hohen Gräsern, doch auch er findet nicht zurück. Vor lauter Angst rennt er quer über die Wiese, seinen Korb vergisst er. Nur die vielen gelben Grassamen, die wie winzige Sterne in seinem schwarzen Fell leuchten, nimmt er mit. Lino wirft sich verzweifelt auf ein Polster aus Blaubeeren und ruft nach seiner Mama. Doch sie hört ihn nicht. Schließlich stürzt auch er den Hang hinab, den Beerenkorb vergisst er völlig. Nur die vielen blauen Flecken auf seinem weißen Fell nimmt er mit.
So kommt es, dass sich tief im Wald drei ungewöhnliche Füchse begegnen: ein grün-rot gestreifter, ein gelb-schwarz gepunkteter und ein blau-weiß karierter. Was für ein Schreck! „Hi-hi-hilfe!“, „Maa-maa!“ und „Brrr!“ rufen die drei bunten Füchse durcheinander. Da muss Lila plötzlich niesen. Ein Schwarm gelber Grassamen wirbelt wie Staubkörner aus seinem Fell. Jetzt erkennt man wieder den schwarzen Lila-Fuchs. Finn und Lino brechen in Gelächter aus. „Du bist es!“, kichern sie. „Hihi, du hast aber komisch ausgesehen!“ Lila lacht mit und zupft die grünen Brombeerzweige aus Finns Fell. „Ihr seht doch noch verrückter aus – grün gestreift und blau kariert!“
Die drei Füchse lachen und lachen. Sie sind erleichtert, einander wiedergefunden zu haben! Allein im Wald ist es nämlich ziemlich unheimlich. Und plötzlich sind sie die besten Freunde. „Was machen wir jetzt?“, fragt Finn schließlich. „Vielleicht sollten wir erst mal unser Fell säubern“, schlägt Lino vor. „Und unsere Beerenkörbe suchen“, meint Lila. Gesagt, getan! Gemeinsam putzen sie ihr Fell und machen sich auf die Suche nach den Körben. Denn zusammen geht alles viel leichter. Nur eines wissen sie noch immer nicht – den Weg zurück zum Festplatz. „Gehen wir geradeaus?“, fragt Finn. „Nein, lieber links“, schlägt Lino vor. „Ich glaube, rechts wäre besser“, überlegt Lila. Wie sollen sie sich nur entscheiden? Sie denken und denken nach. Doch vor Müdigkeit sinken ihnen die Augen zu, und sie schlafen eng aneinandergekuschelt im Gras ein. So finden Herr und Frau Oberfuchs wenig später drei tief schlafende Fuchskinder – einen kleinen roten, einen kleinen weißen und einen kleinen schwarzen Fuchs.
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